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Dschihad wird heutzutage zunehmend mit Begriffen wie „heiliger“ Krieg oder Terrorismus gleichgesetzt und gibt mittlerweile einer militanten islamistischen Bewegung den Namen – dem Dschihadismus. Diese Gleichsetzung mit bewaffnetem Kampf ist eine verengte und stark verzerrte Interpretation des Dschihad-Begriffs, denn in großen Teilen der islamischen Theologie ist die Bedeutung der „Anstrengung“ oder dem „Bemühen“ um das Wohlgefallen Gottes durch gute Taten deutlich wichtiger. Die Videos werfen einen kritischen Blick auf verschiede Dschihad-Verständnisse und die Arten, wie Muslime und nicht-Muslime darüber zuvorderst im Internet streiten.

Dschihad (ǧihād) bedeutet in der wörtlichen Übersetzung "Anstrengung", also eine Anstrengung zum Wohlgefallen Gottes. Krieg heißt auf Arabisch "Harb" (ḥarb). Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff Dschihad in vielen arabischsprachigen Ländern auch im Sinne einer allgemein-gesellschaftlichen Anstrengung benutzt: etwa ein Dschihad für ein besseres Gesundheits- oder ein besseres Bildungswesen. Spätestens seit dem Denker al-Ġazzālī (1058–1111) unterscheidet die islamische Theologie zwischen einem großen Dschihad, der die Anstrengung bzw. den Kampf gegen schlechte Charaktereigenschaften meint, und einem kleinen Dschihad, der auch einen militärischen Kampf meinen kann. Bedeutender und gottgefälliger sei aber der große Dschihad, der der Vervollkommnung des Seelenheils diene.

Das klassische islamische Recht, wie es sich ab dem 8. Jahrhundert entwickelt hat, sieht eine individuelle Pflicht zum kämpferischen Dschihad nur bei einem direkten Angriff vor, also im Verteidigungsfall, der von einem islamischen Herrscher ausgerufen werden muss. Ab der Zeit der Dynastie der Umayyaden (661-750 . Chr.) bildete sich ein stehendes Heer. Im Mittelalter galt es als legitim den eigenen Herrschaftsbereich weiter auszudehnen. Byzanz und das Sassanidische Reich waren die großen Gegenspieler. Hier sprach man von einer kollektiven Dschihadverpflichtung, die von einem stehenden Heer übernommen wurde.

Spätestens ab dem 19. Jahrhundert sieht die Mehrheit der Muslime keine Pflicht zum offensiven Dschihad. Die kriegerische Auseinandersetzung der Muslime zur Zeit Muhammads wird im Kontext der defensiven Gesamtsituation und existenziellen Bedrohung der Muslime gesehen. 

Doch ab dem beginnenden 20. Jahrhundert propagieren radikale Islamisten einen offensiven kämpferischen Dschihad, den sie zu einer individuellen Pflicht erklären. Ein wichtiger Vertreter war der Ägypter Sayyid Qutb (1906-1966). Der Kampf sollte sich zunächst gegen die unmoralisch handelnden arabischen Herrscher richten und zielt aktuell auch auf die kulturelle, wirtschaftliche und politische Vorherrschaft des Westens, die die Muslime in die Defensive gebracht habe. Eines der bekanntesten Traktate hierzu stammt von Abdassalam Faraj, einem ägyptischen Elektroingenieur und Angehörigen der Gruppe, die 1981 das Attentat auf den ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat verübte.

Die sowjetische Invasion in Afghanistan im Jahre 1979 hatte eine weitere Radikalisierung zur Folge. Anfangs wurde der Widerstand nur von afghanischen Kämpfern geführt, die sich selbst Mudschahidin (Dschihad-Kämpfer, Sing. muğahid) nannten. Doch bald erhielten sie Solidarität und Zulauf aus der muslimischen Welt.

Lernziele

Politisch-bildnerisch: Hinterfragen, was für ein Verhältnis von Islam und Gesellschaft beschrieben wird.

Medienpädagogisch: Erkennen, der im Video enthaltenen Kritik. Beschäftigung mit der Frage, wer eigentlich wie über Islam spricht und sprechen darf.

Religionspädagogisch: Die unterschiedlichen Begriffsverständnisse des Begriffs Dschihad werden deutlich. Beschäftigung mit Autorität – Wer ist befähigt zu urteilen?

Videos

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Weiterführende Informationen:

Informationen zum Einsatz von YouTube im Unterricht

Lehrer-Online: Einsatz von YouTube im Unterricht 

Bildungsportal des Landes NRW: Urheberrecht in Schule und Unterricht